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Würde

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Die Würde des Menschen ist unantastbar.

-Artikel 1, Grundgesetz

Aber was ist Würde? Ist dir Würde in deinem Leben wichtig oder völlig egal? Wann erlebst du Momente oder Situationen, die „würdevoll“ oder „nicht würdevoll“ sind?

Um ehrlich zu sein: Ich habe mir bisher noch nie wirklich Gedanken über „Würde“ gemacht gehabt. Das Thema kam vor einiger Zeit in mein Leben, weil ein Freund eine Einladung zum „online-Würde-Kongresstival“ auf Facebook gepostet hatte. Mein erster Impuls war: „Was für ein seltsames Thema, das braucht doch keiner. Wer nimmt an sowas teil? Wen soll das interessieren?“. Als ich mir das Programm des Kongresstivals anschaute, war ich überrascht: 2 Tage mit etwa 50 verschiedenen Beiträgen zum Thema „Würde“! Wow! Mir wären keine zwei Sätze dazu eingefallen…

In den folgenden Tagen und Wochen begann der Begriff „Würde“ in mit zu wirken und plötzlich kamen immer wieder Lebenssituationen auf, in denen mir „Würde“ wichtig ist. Und die möchte ich jetzt einfach mit dir teilen und dich dazu einladen, selbst auf Forschungsreise zu gehen und dich zu fragen: „Was bedeutet Würde für mich? Ist mir Würde wichtig? Wann ist sie das?“

Vor kurzem hatte ich eine sehr intensive, turbulente Zeit, die mich ziemlich „ausgehebelt“ hatte. Besagter Freund von oben hat mir in dieser Zeit neben weiteren tollen Menschen sehr beigestanden und maßgeblich dazu beigetragen, dass ich wieder in meine Mitte gefunden habe. Es war mir danach ein Herzensanliegen, mich angemessen zu bedanken. Am einfachsten und pragmatischsten wäre es gewesen, das kleine Dankeschön die 350 km per Post zu schicken. Mir war es in diesem Fall aber absolut wichtig, mich live und persönlich zu bedanken und nicht „nur“ per Paket oder online-Medien. Es sollte ein würdevolles Dankeschön sein…

Wie verhält es sich mit dem so gängigen Getratsche über Menschen, die nicht anwesend sind…?

Ja klar..: „Lass die Leute reden…“ ist bestimmt eine gute Antwort um für sich selbst damit umzugehen…

Dennoch: Wie oft reden wir vor anderen über andere – meistens nicht allzu freundlich – und hätten weder den Mumm, genau das auch den betreffenden Menschen zu sagen und ihnen damit ein ehrliches Feedback zu geben, noch machen wir uns Gedanken darüber, wie eingreifend dieses Verhalten eigentlich ist und wie viel Bewertung eines uns letztlich unbekannten Lebens darin liegen.

Ich möchte folgende Fragen in den Raum stellen:

Was würde sich verändern, wenn wir die Privatsphäre von anderen wirklich achten würden? Wie würden wir uns begegnen, uns verbinden, miteinander sprechen und umgehen? Wie würden unsere zwischenmenschlichen Beziehungen aussehen und sich anfühlen? Was hätte es global für einen Einfluss, wenn wir uns alle mit Würde begegnen würden?

Ich habe für mich festgestellt, dass es einen essentiellen Unterschied macht, ob ich über Dritte von persönlichen Themen über mich erfahre, oder ob ich von dem Verbreiter direkt gefragt werde, ob er XY über mich weitergeben darf. Es ist nicht dasselbe, ob ich vor vollendete Tatsachen gestellt werde oder selbst entscheiden kann.

Sehr berührt hat mich in letzter Zeit auch die Frage, ob ich mit meinen Coaching-Angeboten versuche, eine gewisse Form von Verbindung bewusst zu kreieren um mein Gegenüber in eine bestimmte Richtung zu orientieren, die mir selbst nutzt. Ich war zuerst schockiert und dann dankbar für die Offenheit und den Mut, eine derartige Unterstellung so direkt auszusprechen. Zum Glück konnte ich die Frage sehr klar mit einem „Nein.“ beantworten.

Ich bin mit der Frage noch eine Weile schwanger gegangen und zu dem Ergebnis gekommen, dass es für mich schon fast an Missbrauch grenzt, eine unterstützende oder begleitende Position dafür zu nutzen, einen anderen Menschen bewusst in Richtung DER EIGENEN anstatt SEINER EIGENEN Ziele zu lenken. Natürlich beeinflussen wir uns letztlich in jeder Interaktion gegenseitig und werden immer auch Anteile von uns selbst in das (Coaching-)Gespräch mit einbringen – das wird sich nicht vermeiden lassen und kann ja auch durchaus förderlich sein. Bewusst zu „manipulieren“ ist für mich aber nochmal etwas anderes.

Eine weitere, aus meiner Sicht sehr entwürdigende Situation habe ich vor einigen Wochen auf einer Firmenfeier erlebt. Im gut angetrunkenen Zustand hat mir einer der Mitarbeiter mehrmals einen Klaps auf den Po gegeben. Es ging jedes Mal so schnell, dass ich keine Möglichkeit hatte, die Aktion zu verhindern. Ich habe es als sehr übergriffig empfunden. Er hat mich meines Rechtes beraubt, selbst zu entscheiden, ob und von wem ich mich körperlich berühren lassen möchte und von wem nicht.

Auf der anderen Seite hat mich die Aktion mit der Frage konfrontiert, wie ich grundsätzlich mit derartigen Situationen umgehen kann und möchte. Unfair und entwürdigend empfinde ich, dass ich im Zweifelsfall gar nicht die Möglichkeit hatte, die Übergriffigkeit zu verhindern, weil sie einfach zu überraschend und schnell kam. Dem Betreffenden klar zu sagen, dass hier eine Grenze ist, die er einzuhalten hat, hat nichts gebracht… Die nächste Möglichkeit wäre meiner Wahrnehmung nach gewesen, das Thema öffentlicher zu machen und mehr Menschen mit einzubeziehen. Das wiederum hätte ihn in seiner Stellung innerhalb der Firma vermutlich ziemlich entwürdigt. Ich habe in diesem Fall gekuscht und außer dem mehrmaligen klaren Adressieren an ihn direkt nichts weiter unternommen.

Habt ihr Anregungen oder Meinungen dazu? Wie wärt ihr mit der Situation umgegangen?

Generell habe ich festgestellt, dass es mir umso wichtiger ist, Menschen, Dinge und Themen mit Würde zu behandeln, desto wesentlicher ihre Bedeutung für mich ist. Das geht bei mir damit einher, dass ich diese Dinge selbst, im persönlichen Kontakt, live, mit Achtsamkeit und Präsenz, wach und mit Geduld angehe und in einen direkten und ehrlichen Austausch mit den Menschen gehe, wenn es zwischen uns mal knarzt.

Auch klare Grenzen empfinde ich als sehr würdevoll. – Und das ganz unabhängig davon, ob die Wahrheit des anderen gerade angenehm oder eher unangenehm für mich ist. Ich weiß dann, wo ich stehe und kann selbstwirksam entscheiden, wie ich mit den Gegebenheiten weiter umgehen möchte.

Den anderen dort stehen lassen, wo er gerade steht… Dem anderen vertrauen, dass er seinen eigenen Weg am allerbesten kennt und geht… Es anzuerkennen, wenn mein Gegenüber für sich selbst einsteht… Das ermutigt zu Würde.

Würde hat für mich daher viel mit Selbstermächtigung, Selbstachtung und Eigenverantwortung zu tun und auch damit, mir selbst auf eine wertschätzende Art und Weise umzugehen und zu kommunizieren. Vielleicht ist das die Grundlage, um mit der äußeren Welt in einen ehrlichen würdevollen Kontakt zu gehen.

Die Verbindung mit einem anderen Menschen kann sich wie ein sanfter Tanz anfühlen, wenn beide achtsam und würdevoll miteinander umgehen. Dieser Tanz kann auf sehr natürliche und entspannte Art und Weise auch sehr heilsam wirken oder einfach dazu einladen, zu verweilen.

In diesem Sinne für mehr .frei.geist. und mehr LebensLust:

Ich wünsche dir einen würdevollen Tag!

Alles Liebe
Deine Franzi

P.S.

Wenn du Lust bekommen hast, tiefer in das Thema „Würde“ einzusteigen, habe ich dir einige Fragen zusammengestellt:

Was bewegt das Thema „Würde“ in dir?
Was bedeutet Würde für dich?
Hast du einen würdevollen Umgang mit dir selbst?
Gehst du mit anderen Menschen würdevoll um?
Wie zeigt sich das?
Fühlst du dich würdevoll behandelt von deinem Umfeld?
Und falls nicht: Warum fühlst du dich nicht würdevoll behandelt?
Warum lässt du es zu, dass andere Menschen so mit dir umgehen?
Was bräuchtest du um dich würdevoll behandelt zu fühlen?

Es würde mich freuen, wenn du mit deinen Antworten und Impulsen zu dem Thema in einen Austausch mit mir und/oder der Community gehen möchtest und bin gespannt auf deine Message… <3